Multi-Dimensionale „Twin Transformation“: Warum Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht getrennt betrachtet werden dürfen

In unserem gemeinsamen Artikel mit Stefan Winkler und Roland Pfennig zeigen wir eindrücklich, dass die Verbindung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit — die sogenannte Twin Transformation — mehr ist als eine theoretische Idee: Sie ist eine strategische Notwendigkeit und zugleich eine große Chance für Unternehmen. Der vollständige Beitrag erschien 2023 in der Zeitschrift HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik und ist unter folgendem Link abrufbar: https://doi.org/10.1365/s40702-023-00987-9.  

Digitalisierung und Nachhaltigkeit als gekoppelte Megatrends

Digitalisierung und Nachhaltigkeit gelten beide als zentrale Treiber des 21. Jahrhunderts — bislang wurden sie jedoch häufig separat betrachtet. Unser Artikel argumentiert, dass diese Trennung der Realität nicht gerecht wird. Stattdessen lohnt es sich, beide Entwicklungen zusammenzudenken: Digitalisierung kann sowohl nachhaltiger gestaltet werden („Green IT“), als auch genutzt werden, um nachhaltige Geschäftsmodelle und Prozesse zu ermöglichen („Green through IT“).  

Wir zeigen, dass beide Felder ein enormes gegenseitiges Potenzial besitzen: Durch Digitalisierung lassen sich Effizienzgewinne, Ressourceneinsparungen und Transparenz erreichen — gleichzeitig eröffnet nachhaltiges Denken Gestaltungsspielräume für Geschäftsmodelle, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch orientiert sind.

Ein praxisnahes Modell mit vier strategischen Optionen

Ausgehend von Unternehmensbeispielen aus verschiedenen Branchen im deutschen Raum entwickeln wir ein strukturiertes Modell mit vier strategischen Handlungsoptionen für Unternehmen:

  • Corporate Digital Responsibility – Unternehmen integrieren Nachhaltigkeit als festen Bestandteil ihrer digitalen Strategie und betrachten Digitalisierung als Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt.
  • Digitale Sozialprojekte – Mit digitalen Technologien werden gesellschaftliche oder soziale Nachhaltigkeitsziele verfolgt, z. B. durch Bildungsangebote, Teilhabe oder Umweltkommunikation.
  • Geschäftsmodelle für eine nachhaltigere Digitalisierung – Hier steht im Mittelpunkt, Software, Plattformen und digitale Prozesse ressourceneffizient, energetisch sparsam und ökologisch optimiert zu gestalten.
  • Digitale Geschäftsmodelle mit Fokus auf Nachhaltigkeit – Unternehmen entwickeln neue Produkte oder Services, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit kombinieren, etwa durch smarte Dienste, Sharing-Modelle oder Kreislaufwirtschaftsansätze.  

Dieses Modell bietet Unternehmen ein pragmatisches Raster, um systematisch zu prüfen, in welchem Bereich sie aktiv werden wollen — je nach Ausgangslage, Zielsetzung und Ressourcen.

Warum der Beitrag für Entscheider und Unternehmen relevant ist

Für viele Unternehmen sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit bisher Stichworte ohne klare Strategie — unser Artikel liefert einen konkreten Rahmen, wie beide Themen miteinander verknüpft und operationalisiert werden können.

  • Strategische Orientierung: Statt Einzelmaßnahmen zeigt der Beitrag, wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit als gestaltbare Transformation verstanden werden können.
  • Breite Anwendbarkeit: Der Ansatz basiert auf qualitativer Analyse verschiedenster Branchen und ist deshalb auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geeignet.
  • Praktischer Nutzen: Durch die vorgestellte Vier-Felder-Matrix wird greifbar, wie Unternehmen erkennen können, ob sie „Green IT“, soziale Verantwortung, neue nachhaltige Geschäftsmodelle oder eine Kombination anstreben wollen.
  • Transformationsdruck und Innovation: Der Artikel verdeutlicht, dass Unternehmen sich nicht mehr zwischen Digitalisierung oder Nachhaltigkeit entscheiden müssen — vielmehr bietet die Kombination beider Felder die Chance für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Verantwortung.

Warum der Leser erkennen sollte: Twin Transformation ist kein Modethema

Der zentrale Mehrwert unseres Beitrags liegt darin, Digitalisierung nicht länger als rein technisches Projekt, sondern als organisationalen und strategischen Wandel zu begreifen. Unternehmen, die Digitalisierung lediglich zur Effizienzsteigerung nutzen, verschenken Potenzial. Wer zugleich Nachhaltigkeit aktiv mitdenkt, kann neue Geschäftsfelder erschließen, Innovationen vorantreiben und langfristig resilienter, verantwortungsbewusster und zukunftsfähiger agieren.

Der Artikel bietet damit nicht nur eine theoretische Reflexion, sondern eine praxisnahe Landkarte — für Unternehmen, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit ernsthaft und systematisch verbinden wollen.

Den Originalartikel finden Sie hier:

https://doi.org/10.1365/s40702-023-00987-9
Multi-Dimensionale „Twin Transformation“: Warum Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht getrennt betrachtet werden dürfen

This post was last modified on 1. December 2025 23:34

Jochen Guenther:
Ähnliche Beiträge