Neues Labor für Cybersicherheit: Der Mensch im Zentrum digitaler Sicherheit – eine gemeinsame Initiative der Hochschule Heilbronn und des Fraunhofer IAO

Mit dem neuen Lehr- und Lernlabor Cybersicherheit – Faktor Mensch, das die Hochschule Heilbronn in enger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO aufgebaut hat, entsteht ein Raum, der sich einer Frage widmet, die für moderne Organisationen zunehmend zentral wird: Wie lässt sich digitale Sicherheit gestalten, wenn künstliche Intelligenz, vernetzte Kommunikation und menschliches Verhalten untrennbar miteinander verbunden sind? Das Labor knüpft an die wachsende Erkenntnis an, dass Cybersicherheit nicht mehr allein durch technische Maßnahmen gewährleistet werden kann. In einer Zeit, in der KI-gestützte Angriffe Identitäten imitieren, audiovisuelle Inhalte manipulieren und vertraute Kommunikationssituationen unterlaufen können, wird die Interaktion zwischen Mensch, Technologie und organisationalem Umfeld zu einem Kernpunkt jeder Sicherheitsstrategie.

Die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO schafft dafür eine wissenschaftlich fundierte, praxisnahe Grundlage. Die Forschung verbindet Erkenntnisse aus der Informatik, der Verhaltenspsychologie und der Organisationsentwicklung, um zu verstehen, wie Menschen in sicherheitskritischen Situationen reagieren und wie Angriffe in typischen Umgebungen wie Videokonferenzen, Kollaborationstools oder hybriden Arbeitsformen wirken. Die bisherigen Untersuchungen im Labor zeigen, wie leicht Menschen auf KI-generierte Stimmsimulationen oder realitätsnahe Video-Imitationen hereinfallen – selbst dann, wenn sie die betroffene Person gut kennen. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass wir es mit einer neuen Qualität von Bedrohungen zu tun haben, die technische, soziale und kulturelle Dimensionen gleichzeitig berührt.

Gerade deshalb ist das Labor nicht nur ein technisches Projekt, sondern eine Infrastruktur, die systematisch auf die Gestaltung sicherer digitaler Kultur abzielt. Organisationen stehen vor der Aufgabe, Sicherheitsbewusstsein nicht durch Einzelmaßnahmen zu erzeugen, sondern als Teil ihres Selbstverständnisses zu etablieren. Dies betrifft Fragen wie: Wie wird in Teams kommuniziert, wenn digitale Identitäten manipulierbar sind? Wie verändert KI die Art, wie Führungskräfte informieren, entscheiden und Verantwortung übernehmen? Und wie kann eine Kultur entstehen, in der Mitarbeitende nicht aus Angst, sondern aus Verständnis und Kompetenz heraus sicher handeln?

In diesem Sinne verbindet das Labor technische Experimente – etwa Deepfake-Analysen oder realistische Phishing-Szenarien – mit Fragestellungen der Führung und organisationalen Entwicklung. KI-gestützte Kommunikation verändert Erwartungen, Rollenbilder und Vertrauensmechanismen. Führungskräfte müssen nicht nur selbst verstehen, wie moderne Angriffe aussehen und wirken, sondern auch Orientierung geben: durch klare Prüfmechanismen, offene Kommunikationswege und eine Haltung, die Sicherheit nicht als Kontrolle, sondern als gemeinsames Handeln begreift.

Zugleich gewinnt der Begriff der digitalen Sicherheitskultur eine neue Bedeutung. Die Forschung im Labor zeigt, dass Menschen Sicherheitsrisiken anders bewerten, je nach Gruppendynamik, Stresslevel, sozialer Nähe oder technischer Vertrautheit. Diese Faktoren bestimmen, wie zuverlässig Warnsignale wahrgenommen werden. Eine nachhaltige Sicherheitskultur entsteht daher nicht durch technische Schulungen allein, sondern durch ein Umfeld, das kritische Rückfragen, kollektive Verantwortung und reflektiertes Medienverhalten fördert.

Für die Studierenden bietet das Labor einen Rahmen, diese Zusammenhänge nicht abstrakt, sondern konkret zu erleben. Sie sehen, wie KI-basierte Manipulationen wirken, welche Rolle Wahrnehmungsverzerrungen spielen und wie Sicherheitsentscheidungen unter realen Bedingungen getroffen werden. Damit verbindet das Labor wissenschaftliche Analyse mit einer Ausbildung, die zukünftige Fach- und Führungskräfte darauf vorbereitet, technologische Entwicklungen nicht nur zu beherrschen, sondern verantwortungsvoll zu gestalten.

Mit dem gemeinsamen Labor setzen die Hochschule Heilbronn und das Fraunhofer IAO ein deutliches Zeichen: Cybersicherheit ist eine Frage von Technologie, von Kultur und von Führung. In einer digitalen Welt, in der KI Chancen und Risiken gleichzeitig schafft, braucht es Orte, an denen diese Perspektiven zusammengeführt und weiterentwickelt werden. Das neue Labor ist genau ein solcher Ort.